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«L’inconnu reste là. Est-ce qu’il me voit? Maintenant je n’ose plus, moi, le regarder. Je traverse le square. Derrière moi, le tram prend le virage et il grince dans les rails. Je grince avec lui.»
Das in vier Teile untergliederte „In Diamant eingraviert“ – der Erstling von Anne Cuneo – erzählt von einem Zürcher Frühlingstag des Jahres 1963 im Leben von Lise (die eigentlich Anne mit Vornamen heisst), Redakteurin in einem Werbebüro und Patientin eines Psychoanalytikers namens Wolff; es schildert ihre Kindheit und plädiert für eine egalitäre Behandlung von Mädchen in der Gesellschaft. Ein zentrales Heft mit etwa zwanzig Fotos greift den ersten Teil auf. Ihre verletzte Seele, ihre „atrophische Psyche“ versucht Anne zu heilen, indem sie sich in die Vergangenheit versenkt: den Tod des Vaters als Neunjährige; die aufeinanderfolgenden religiösen Internate, die eher wie Gefängnisse denn Schulen anmuten; die Ankunft in der Schweiz, wo es sich zu beweisen gilt; die Unerfahrenheit gegenüber den ersten Jungs; die Schreibversuche, bis sie schliesslich den Entschluss fasst, die Samthandschuhe auszuziehen. Im Zeichen André Bretons, dem sich der Titel „In Diamant eingraviert“ verdankt, handelt diese Geschichte unverblümt von wesentlichen Themen wie der Entdeckung des eigenen Unbewussten, von Selbstbehauptung, vom Frau-Sein, von soziokultureller Integration und dem Erwachen der Sexualität. Zu seiner Erstveröffentlichung wurde diese Prosa so wohlwollend aufgenommen, dass das welsche Radio dafür speziell den Anti-Preis des Radio Suisse Romande ins Leben rief. Mit diesem verstörenden, aufrichtigen, wagemutigen, zuweilen bekenntnishaften und absolut literarischen Buchexperiment etablierte sich Anne Cuneo als Speerspitze der damaligen jungen Westschweizer Literatur.
(Isabelle Falconnier, übers. von Christoph Reober)
Der Text ist erstmals 2013 in L'Hebdo Hors-série: «Littérature Suisse, 100 livres essentiels» erschienen.
Übersetzung des Titels: In Diamant graviert
Editions de l'Aire / Rencontres, Lausanne 1967
ISBN: 978-2-88241-288-1