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«Die Schatten sind verschwunden, haben sich aufgelöst im ersten blassen Morgenlicht. Zaghaftes Knarren von Rollläden, verhaltene Schritte,Wasserrauschen in den Toiletten, leise Radioklänge.»
Nach einer intensiven und unermüdlichen Arbeit als Übersetzerin aus dem Deutschen (im Besonderen der «Tagebücher» von Klemperer und der Romane von Thomas Bernhard), debütiert Anna Ruchat im Alter von fünfundvierzig Jahren mit diesen dichten Erzählungen und findet sogleich ihre ganz persönliche Tonart: ein lakonisch-narratives Gewebe, in inniger Berührung mit dem Leben. Zwischen den intimen Bericht einer Fehlgeburt («Weisse Trauer») und den poetisch-wirren Erlebnissen eines Wanderschneiders («Die beiden Türen der Welt») bettet die Autorin eine lange Erzählung von dichter Mehrstimmigkeit ein: «Die Ballade der Soldaten ohne Waffen». Auf den Strophen eines berühmten Lieds von Georges Brassens entfaltet sie ein Klagelied im Gedenken an all jene, die verfrüht aufgegeben haben: «Nichts anderes wird in einem unbarmherzigen Gedächtnis zurückbleiben als die glänzend leuchtenden Augen eines Kindes, aus dem alles hätte werden können.»
(Pierre Lepori, übers. von Jacqueline Aerne)
Übersetzt von: Franziska Kristen
Originaltitel: In questa vita
Rotpunktverlag, Zürich 2006
ISBN: 978-3-85869-310-5