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«.... oder er erhielt bestenfalls ein väterliches ‹Das verstehst du nicht›.»
Eines Tages wurde der Journalist und Autor Sacha Batthyany gefragt wurde, ob er mit der Fürstin Margit von Batthyány-Thyssen verwandt sei, der eine Mitschuld an der Ermordung von 160 Juden im März 1945 auf ihrem Gut Rechnitz zur Last gelegt wurde. „Und was hat das mit dir zu tun?“ war im ersten Moment spontan seine Antwort, die allerdings schnell ihre Gültigkeit verlor. Sacha Batthyany spürte, dass ein „nichts“ nichts taugen würde. Deshalb begann er herumzufragen, Recherchen anzustellen, Archive zu besuchen und Reisen zu unternehmen. Allenthalben stiess er auf Verschwiegenheit und Vergessen. Er tauchte tiefer in die Geschichte ein und stiess dabei auf ein erschütterndes Geschehen. Kurz vor ihrem Tod hatte die Grossmutter seinem Vater ein Tagebuch übergeben, das er vernichten sollte. Er tat es nicht, sondern reichte es später an seinen Sohn weiter, der auf einmal ein Dokument in Händen hielt, das der Recherche ein neue Wendung geben sollte. Je länger er sich mit den historischen Begebenheiten beschäftige, umso mehr geriet die Nachforschung zur Selbstbefragung, die erst im Innersten Halt machte: «Aber wie würden wir handeln, wenn sich das Geschehen von unseren Computern auf die Strasse verschöbe?»
Sacha Batthyany legt in seinem Buch den schützenden Kokon ab. Die Frage nach der Wahrheit von Rechnitz verschiebt sich auf die eigenen Grosseltern und auf eine jüdische Familie, die mit ihnen gut bekannt war – um zuletzt bei sich selbst zu landen. Und bei uns allen, denn wieviel Mut bringen wir selbst auch dann auf, wenn es uns etwas kostet? Leise schält sich aus der spektakulären Familiengeschichte eine brisante Fragestellung heraus. Sacha Batthyany legt diesen Prozess souverän und mit beeindruckender Konsequenz offen. Am Ende bleibt uns allen die Verantwortung fürs eigene Tun, sie nimmt uns niemand ab.
(Beat Mazenauer)
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016
ISBN: 978-3-404-60939-0