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«Mandatemi qualcuno che sappia le parole che non mi hanno insegnato»
«Santi quattro coronati», 1992 in Bellinzona veröffentlicht, ist ein «aussergewöhnlich reifes Erstlingswerk», wie Silvio Ramat in seiner Einleitung zur Ausgabe feststellt. Die Poesie von Donata Berra entsteht aus winzigen Situationen des täglichen Lebens (das Krähen eines Hahnes, eine Tramfahrt), verwandelt sich aber durch eine äusserst reiche und komplexe Sprache, die voll an fremdsprachlichen Anleihen, lateinischen und dialektalen Formen, botanischen, astronomischen, entomologischen Termini ist. Man bekommt den Eindruck, durch ein Kaleidoskop zu blicken: Die Autorin nimmt die scheinbar entferntest möglichen Eindrücke auf, um den eigenen Versen Rhythmus und Musikalität zu verleihen, ohne sich um eine womöglich entstehende Hermetik zu kümmern (am Ende des Buches helfen einige erklärende Anmerkungen, die kryptischsten Stellen aufzulösen). Die Worte jagen einander, zanken sich, gehen durch Assoziationen oder schlichte Klangähnlichkeiten auseinander hervor; bis sie schliesslich reines Klangmaterial, blosse Noten über etwas Verschwundenes werden, wie etwa in «Sparso verbi semine» (etwa: Durch Samen verstreute Worte) oder «Sensi!» (Sinne!).
Das Ergebnis ist eine brillante und dynamische Partitur («eine Art Allegro con brio», um nochmals Ramat zu zitieren), die die parodistische Ader der Autorin mit den verschiedensten Zitaten anreichert, von Petrarca bis Hoffmansthal, von Folengo bis Thomas von Aquin: keine sterilen Stilübungen, sondern Stimmen aus der «Gedächtnisbibliothek», über die die uns umgebende Welt neu interpretiert wird, um die Harmonie der Dinge jenseits des «Hintergrundrauschens unserer Metamorphosen» wieder herzustellen.
(Gionas Calderari, übersetzt von Christoph Roeber)
Übersetzung des Titels: Die vier Gekrönten
Casagrande, Bellinzona 1992