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«Je mehr ich den Boden unter den Füssen verlor, umso besser lernte ich, diese Leere zu möblieren, indem ich meine Erinnerungen aufpolierte.»
Im Werk von Nicolas Bouvier nimmt «Der Skorpionfisch» eine zentrale Stellung ein. Bouvier erinnert sich darin an seinen Aufenthalt in Sri Lanka 1956, als er in Krankheit, Depression, böse Träume und Liebesschmerz abstürzte. Wir begegnen Bouvier im Städtchen Galle in einem billigen Zimmer, zunehmend in sich selbst gefangen. Er ist krank und schwankt zwischen Faszination und Verzweiflung über das Gastland. Die Erinnerung an das milde Indien, woher er gekommen ist, macht diese Brutstätte der Lethargie erst recht unerträglich. Seine Beobachtungen sind trübe, und gestochen scharf zugleich. Bedrängt von der Emsigkeit der allgegenwärtigen Insekten, die seine Aufmerksamkeit zunehmend in Beschlag nahmen, gerät nicht nur sein Bericht immer mehr in einen Mahlstrom der Bilder und Assoziationen. Die Sprache fasert aus und spiegelt immer präziser den Irrsinn. Genau darin besteht das Faszinosum dieses fesselnden Berichts von einer «Anti-Reise».
Bouvier schrieb das Buch retrospektiv 1981 aufgrund von Erinnerungen, Notizen und einem nächtlichen Diktat, der «Zone de silence». Er selbst hat den Text «surécrit», überladen und überorchestriert genannt. Gerade so macht er die fiebrige Unrast und die existentiellen Abgründe auch sprachlich spürbar.
(Beat Mazenauer)
Übersetzung des Titels: Le poisson-scorpion
Lenos Verlag, Basel 2011
ISBN: 978-3-85787-418-5