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«ich mag die Wünsche an denen festzuhalten sich nicht lohnt auch die die lange unerfüllt bleiben»
Ein Haiku ist eine abgeschlossene dreizeilige lyrische Miniature nach dem Silbenmuster 5-7-5. Ein endloses Haiku scheint so gesehen ein Widerspruch. Dennoch schreibt der Autor und Theologe Franz Dodel ein „Haiku ohne Ende“. Seit 2002 erweitert er es, Vers um Vers – in einem täglichen Exerzitium.
Das „never-ending-Haiku“ ist so etwas wie ein poetisches Brevier, das nicht für eine Endlos-Lektüre geschrieben ist. Vielmehr entsteht unter der Hand des Dichters ein leichtfüssiger Strom der Gedanken über Gott, die Welt und das Ich, der sich in Etappen zu Gemüte führen lässt. „Nicht bei Trost“ ist eine echte literarische Trouvaille, die sich der literarischen Betriebsamkeit entzieht und so vielleicht erst recht ihre poetische Gelassenheit bewahrt.
An die Tradition anknüpfend hat Dodel eine eigenständige poetische Form entwickelt, die sich wunderbar geschmeidig liest wie ein fortlaufendes Selbstgespräch. Das poetische Ich lässt sich ohne festes Ziel glücklich treiben: „... ich mag die / Wünsche an denen / festzuhalten sich nicht lohnt /auch die die lange/ unerfüllt bleiben ...“ Und alle 500 Zeilen erweist Dodel Marcel Proust mit einem Zitat die Referenz.
Im Internet, notabene, lässt sich verfolgen, wie Dodel mit seinem täglichen Exerzitium fortfährt: www.franzdodel.ch.
(Beat Mazenauer)
Edition Korrespondenzen, Wien 2008
ISBN: 978-3-902113-58-0