Es sind diese minimalen Verschiebungen, die Luisa Famos Gedichte auszeichnen – sprachliche wie bildhafte. Die Sterne leuchten vom Himmel herab, die Optik der Dichterin fängt sie ein und erkennt sie von unten als «Fluors da la terra» (Blumen der Erde). «Was ist der Mensch?» fragt sie in «Gesu vain» (Jesus kommt) und lässt Verwunderung wie Erschütterung mitschwingen. Vielleicht ist der helle Nachruhm nicht zu trennen vom tragischen frühen Tod der Dichterin. Doch ihr letztes «Spetta / Anguel cullas alas d'or» (Warte / Engel mit den goldenen Flügeln) klingt schon in ihren Gedichten an, die wie von einer herbstlichen Patina überzogen sind.
(Beat Mazenauer)
Arche Verlag, Zürich 1995
ISBN: 3-7160-2190-3