Zu seinem 29. Geburtstag erhält der Erzähler erstmals einen Brief von seinem Vater. Dieser lädt ihn ein zu einem Besuch aufs Land, in das Haus, das er nach seiner Pensionierung gekauft hat und nun allein bewohnt, weit ab von der Stadt, in der er als Kinderarzt gearbeitet hat. Der Erzähler folgt der Einladung, die Begegnung misslingt, und damit beginnt eine intensive und sehr subtile Auseinandersetzung mit der grossbürgerlichen Familie, der er entstammt. Zu dieser gehören Vater, Mutter und der jüngere Bruder – und die Bedienstete Judith, welche als Haushälterin das Alltagsleben ermöglicht. Was sich immer deutlicher herausschält, ist die Unfähigkeit der Familie zur Kommunikation. Auf allem lastet die Vergangenheit, die nicht zur Sprache kommen kann und bisweilen nicht von der Gegenwart zu unterscheiden ist. Geiser gelingt es auf sehr unaufdringliche Weise, am Beispiel der zerfallenden Familie gesellschaftliche Zwänge sichtbar zu machen, die weit über das Private wirksam sind.
(Martin Zingg)
Benziger, Zürich 1980
ISBN: 978-3-250-60091-6
Das venezianische Labyrinth, Bilder von Adolph von Menzel, eine Wohnung im Osten Berlins vor der Wen…