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«Ob sie jüdisch war – Jew?! Chew? Wohl kaum. Ich glaube, sie hat niemals Kautabak genommen. Sie verstehen mich nicht! Lucy schweigt.»
1940 wird die Kanalinsel Jersey von der deutschen Wehrmacht besetzt. Das erschreckt auch zwei Künstlerinnen aus dem Kreis der Surrealisten, die sich vor einiger Zeit hier niedergelassen haben, um der Unrast in Paris zu entkommen. Die Nazis gebärden sich zwar vergleichsweise diskret, dennoch werden Zwangsregime und Diskriminierung überall manifest. Aus diesem Grund beginnen Lucy Schwob und Suzette Malherbe Widerstand zu leisten. Sie gestalten Plakate und hängen sie öffentlich auf – bis sie entdeckt werden. In ihrem Roman greift Katharina Geiser diesen staunenswerten Stoff auf und formt daraus eine atmosphärisch äusserst stimmige Geschichte. Sie erzählt von persönlichem Mut und vom Preis, der dafür zu entrichten ist.
Das Buch überzeugt vor allem durch die feinen Zwischentöne. Nicht alle Einwohner von Jersey waren mutig, und nicht alle Deutschen waren üble Schergen. Der eine und andere «sah nichts und hörte nichts». Geiser imaginiert, wie es den beiden Freundinnen nach ihrer Verhaftung ergeht. Die Stimme der Erzählerin mischt sich mit den inneren Stimmen von Lucy und Suzanne zu einer behutsam orchestrierten Erzählung. Diese bleiben auch in der Gefahr ihrer Strategie treu, indem sie sich den Deutschen mit Sprachwitz widersetzen. Vor der Todesstrafe rettet sie das nicht – doch rechtzeitig vertreibt das Kriegsende die Deutschen von der Insel.
(Beat Mazenauer)
Jung und Jung, Salzburg 2011
ISBN: 978-3-902497-89-5