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«Eine Geschichte muss irgendwo spielen. Die meine spielt im Kanton Bern, in einer Irrenanstalt. Was weiter? … Man wird wohl noch Geschichten erzählen dürfen?»
Friedrich Glausers Kriminalromane zeichnen sich durch ihre Behäbigkeit aus. Daran trägt der bedächtige Wachtmeister Studer eine Hauptschuld. Auch in «Matto regiert». Glauser erzählt darin von verschwundenen Personen und Tötungsdelikten im Umfeld einer psychiatrischen Anstalt. Der Autor weiss, wovon er spricht, war er doch selbst mehrfach in Anstalten interniert. Studer geht den Fällen nach und bringt sie in Ordnung, doch stets im Wissen, dass Recht und Gerechtigkeit oft weit auseinander liegen. Beim Ermitteln hört er zuerst auf sein untrügliches «Gspüri» und zeigt Verständnis für die kleinen Delikte jener «armen Cheiben», die ausgenützt und verdächtigt werden, egal ob sie schuldig sind oder nicht. Nirgends lässt Glauser seine künstlerische Meisterschaft heller aufblitzen, als wenn er mit wenigen Worten und knappen Gesten Charakter und Lebensumfeld seiner Figuren erfasst; etwa wenn es Studer bei der ersten Begegnung mit dem Anstaltsarzt scheint, «als hocke Angst in den Augen des Dr. Laduner». Gerade solch klamme Angst kannte auch der verstossene Bürgersohn Glauser. In «Matto regiert» macht er sie für die Leser handgreiflich spürbar.
In diesem wie den anderen Studer-Romanen resultiert die Spannung aus der Solidarität mit den Aussenseitern. Sie erzeugt eine berührende Menschlichkeit und Wärme, die sich in einer erdigen, dialektgefärbten Sprache ausdrückt. Sie weist Glauser als einen der grossen Erzähler aus, die im Detail den Kosmos sichtbar machen.
(Beat Mazenauer)
Limmatverlag, Zürich 1995
ISBN: 978-3-293-20315-0