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«So könnte es ohne weiteres gewesen sein: Vom Berg in die Stadt verschlagen und so weiter. Eindeutig die Entwicklung? Vielleicht; zu pathetisch, zu bebend, zu grell. Durchaus möglich; was soll’s. Warum also weitere Worte darüber verlieren.»
Das Begrüssungsgeschnatter der Gäste verstummt auf einen Schlag. Denn dem Jungen, der eben noch lärmend ein Flugzeug spielte, hat der genervte Grossonkel den Jahrmarktspropeller für immer zerbrochen. Ein kleines Kindheitstrauma, das aber noch beim erwachsenen Erzähler, der sich auf einem Alpenflug befindet, einen unaufhaltsamen Erinnerungsstrom in Bewegung setzt. Ausführlich reiht Reto Hänny in seinem zweiten Roman «Flug». Bruchstücke aneinander: von der Kindheit in den Bergen, über die Schulzeit in Ruch (ein Anagramm der Bündner Kantonshauptstadt Chur, das schon den Titel für Hännys Erstling «Ruch» abgab), bis hin zu den Jugendunruhen der 1980er Jahre und ihrer polizeilichen Unterdrückung in Zürich. «So könnte es ohne weiteres gewesen sein: Vom Berg in die Stadt verschlagen und so weiter.»
Derart träumt der Autor mit offenen wie skeptischen Augen weiter vom Fliegen. Zwischendurch erzählt er noch die Geschichte der Aviatik und ihrer Fortschritte beispielhaft am Leben des französischen Flugpioniers Blériot. Kein überhöhter Held eines Rekordflugs über den Ärmelkanal von 1909. Denn zum Flug gehört eben auch immer die Bruchlandung. Und so lässt die Phantasie den Autor im Alpenflieger bei der Landung im Nebel zerschellen. Hänny endet seinen «Flug»-Roman mit einem einzelnen, nebulös mehrdeutigen Wort: «untergetaucht».
PS: Hänny hat seinen Roman in einer Version von 2007 sprachlich und inhaltlich akzentuierter «übermalt».
(Severin Perrig)
Suhrkamp, Frankfurt 1985
ISBN: 3-518-03563-0
Flug – Überflug – Sturz: Die drei Worte stehen für ein waghalsiges literarisches Projekt. Der Autor …