Janischs Gedicht beginnt mit folgenden Zeilen: «Ich ging in Schuhen aus Gras / durch eine Stadt aus Stein. / Alles war fremd.» Damit eröffnet es für den an Räumen und architektonischen Fantasien interessierten Illustrator eine ganze Welt von Möglichkeiten, wobei er zwei ganz unterschiedliche Fantasiereisen verbindet. Das lyrische Ich, das sich durch fremde Räume träumt, bis es wieder zuhause bei den Eltern und der Katze ankommt, ist auch bei Binder ein Kind. Ein Kind, das im Schaukelstuhl am Fenster so heftig schaukelt, bis ihm innere und äussere Welt verschmelzen. Während die Schaukel-Schmetterlinge im Bauch heftig flattern, hebt es ab in andere Welten. Doch die, und da haben auch die erwachsenen BetrachterInnen ihre Freude, sind nicht einfach luftige Fantasiegebilde. Es sind die architektonischen Träume des Barock-Architekten Giovanni Battista Piranesi, der für seine in ihrer Monumentalität sich selbst transzendierenden Bauwerke in die Geschichte eingegangen ist. Der kleine Junge hat sich in ein Buch und seine Bilder hinein geträumt. Und genau das können wir mit Janischs und Binders Buch ebenfalls.
Christine Lötscher
(Quelle SIKJM)
Atlantis, Zürich 2013
ISBN: 3-7152-0650-0