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«Lautstärke = Macht – über die zentrale Rolle dieser Formel besteht nicht mehr der geringste Zweifel: Sie ist als das Gesetz Rhaelands, als 'Rhaelands Rule' in den anthropologischen Kanon eingegangen. Auf ihr beruhen die Hauptlinien des rituellen Lebens der Herdkultur, die Soskin vorschnell wertend 'Tanzdiktatur' nennt. Jede geistige Bewegung steht im Dienste eines Wettstreits des Lärm.»
Anton Windl ist ein veritables Phänomen. Anlässlich einer Untersuchung wird unter seinem Zahnfleisch eine prähistorische Spange gefunden. Weil eine Forschungsexpedition in der Mundhöhle kaum weitere Erkenntnisse zutage födert, versucht der Zahnarzt Dr. Berg mit Hilfe eines „Narrators“ die alten Bewusstseinsschichten seines Patienten freizulegen.
Michel Mettlers Roman ist ein schräges Spiel mit einem Helden, der gewissermassen das kollektive Bewusstsein unserer Therapiegesellschaft repräsentiert. Der Fluss seines unsteten Erinnerungsstroms, der sich tatsächlich um ein frühkindliches Zahnspangenerlebnis rankt, durchquert das gesamte Universum menschlicher Einbildungskraft. Wir begegnen den Aliens im amerikanischen Roswell, einer sonderbaren „rhaeländischen“ Hochkultur oder der „schwarzen Pädagogik“ des 19. Jahrhunderts.
Zusehends gerät diese Prosa dabei in einen Zustand narrativer Unordnung. Ort, Zeit und Handlung wirbeln durcheinander und verraten Diskontinuitäten, denen wir logisch nicht mehr beikommen. Nur der Autor selbst bewältigt dies alles mit präziser Nüchternheit und höchster Musikalität. Sarkastischer Witz kennzeichnet den Roman. Michel Mettler glänzt mit anekdotischen Kabinettstückchen, die seinen Hang zum Essayismus und seinen akkuraten Schreibstil aufs Schönste beweisen. Musil hätte womöglich seine Freude an diesem Feuerwerk von Theorien, Erinnerungen, Mythen, Träumen und Verschwörungstheorien gehabt.
(Beat Mazenauer)
Originaltext auf viceversaliteratur.ch
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2006
ISBN: 978-3-518-41755-3