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«ich wäre dumm und dämlich<br /> sagen müssen<br /> nur<br /> mein herr, wie möchte ich sie<br /> sehr<br /> übersehr»
«Wieso schreiben sie? / Nicht in muttersprache», fragt ein Zuhörer nach der Lesung. Das ist mehr als eine Frage, es sind zwei – und zusammen eine Provokation. Denn der Herr stellt nicht nur Fremd- und Muttersprache in Frage, sondern das literarische Schreiben an sich. Und was antwortet die Autorin, deren Deutsch eben nur eine «stifmuter»-Sprache ist? «Das schreibende ich / Sagt das sprechende ich / Ist exorzist der wörter / […] Genisst es / Fremdes zu probieren?»
Diese Schlüsselszene steht in einem Gedicht in «Buch von Glück» (2004), dem vierten Gedichtband von Dragica Rajčić. Die Autorin ist vor vielen Jahren aus Kroatien in die Schweiz emigriert, doch die Frage nach dem Zugang zur fremden Sprache Deutsch zieht sich als Leitmotiv durch das gesamte Werk. Sie schreibt auf Deutsch und doch ist sie über all die Jahrzehnte eine «Gastarbeiterin der deutschen Sprache» geblieben. Mit ihren fünf Gedicht- und Kurzprosabänden steht sie bis heute solitär in der schweizerischen Literaturlandschaft. Kein anderer Autor nichtdeutscher Muttersprache arbeitet derart radikal mit Sprachfragmenten. Keiner siedelt seine Texte so exponiert an den eigenen Sprachgrenzen an. Rajčićs Gedichte verstossen gegen die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik – und entlocken gerade dadurch den Wörtern neuen Sinn. Sie hat aber auch keine Berührungsangst vor dem deutschen Literaturkanon, z.B. in : Ihr jüngstes Buch handelt von Hermann Broch («Warten auf Broch» 2011). Ihr Werk provoziert, es ist eine Herausforderung für Leserschaft und Literaturkritik: eine lohnenswerte Lektüre!
(Christa Baumberger)
Edition 8, Zürich 2004
ISBN: 3-85990-078-1
Glück ist ein kroatisches Dorf, in dem traditionelle Gesetze gelten. Der Mann ist das Oberhaupt der …