Roberta Kienesberger ist zweiundsiebzig Jahre alt und hat alles verloren. Zuletzt hat man ihr den Hund weggenommen und sie in ein Altersheim gesteckt. Doch sie wehrt sich und flieht. Sie befreit ihren Hund und macht sich auf den Weg – aus der Schweiz zurück nach Österreich. Sie will in ihr Elternhaus zurückkehren.
Sie will noch einmal ihr Leben in die eigene Hand nehmen. Heimlich hat sie ihre Flucht aus dem Heim vorbereitet. Sie hat sich ein kleines Zelt gekauft, Wanderstiefel, einen Schlafsack – alles, was sie braucht, um zu Fuss an ihren Geburtsort zurückzukehren.
Unterwegs wird sie die 15-jährige Ayfer treffen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist. Ihre Eltern haben sie in die Türkei verbannt, zu ihrem Onkel, in dessen Hotel am Schwarzen Meer sie arbeiten muss. Hier ist sie mit den religiösen Vorstellungen ihres Onkels und ihrer Tante konfrontiert. Auch Ayfer bereitet ihre Flucht vor: «Ich bin ein Stein, der lebt, dachte sie, ein Reptil, das auf den einzig richtigen Augenblick wartet, den Augenblick, den es auf keinen Fall verpassen darf.» Nun bricht sie auf in die Schweiz
Die Wege von Roberta und Ayfer werden sich für kurze Zeit kreuzen, und sie werden einander – trotz des Altersunterschieds – als Seelenverwandte erkennen.
(Martin Zingg)
Zur Übersetzung empfohlen von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia:
www.12swissbooks.ch
Aufbau Verlag, Berlin 2012
ISBN: 978-3-351-03503-7