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«Gaukler, seid bereit, wenn die Stunde schlägt!»
Hans Schumachers Roman «Die Stunde der Gaukler» ist eine veritable Trouvaille. Er erzählt die Geschichte des Gauklers und Imitators Tatorimi, der in die Mühlen eines totalitären Regimes gerät, diese Herausforderung persönlich annimmt und versucht, das System von innen her aufzusprengen.
Modellhaft führt Schumacher eine Anatomie der totalitären Macht und ihres Apparates von «Begradigern» vor, indem er «Ästhetik und Geist» ihrer Funktionsweise enthüllt und daraus folgert, dass ein solches System weder mit «Kuschen noch Kriechen», sondern nur mit aktivem Widerstand, mit Gewalt aus den Angeln gehoben und beseitigt werden kann. Der Gaukler, dem diese Aufgabe übertragen ist, verkörpert nicht eigentlich eine Einzelfigur, er repräsentiert mit seiner Imitationsfähigkeit vielmehr ein Kollektiv, das sich auflehnt. Er strebt nicht nach persönlichem Ruhm und nach Applaus für seine Tat, sondern agiert befreit von persönlichen Machtgelüsten - so bringt er sein persönliches Opfer.
Parabelhafte Verallgemeinerung und stilistische Präzision verbinden sich in Schumachers Roman und erlauben verblüffende Einsichten in die psychologischen Mechanismen einer faschistischer Herrschaft. Am Ende schliesst er mit einem leidenschaftlichen Appell an alle Gaukler und Hofnarren, also an das Ehrgefühl von uns allen: Lasst euch nicht zu Kriechern und Lakaien der Macht machen.
(Beat Mazenauer)
Artemis Verlag, Zürich 1981
ISBN: 3-7608-0558-2