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«Nichts zwang ihn, in der Tat, aber alles trieb ihn dazu.»
Drunten im Keller hocken die Arbeitstiere und verrichten stumpfsinnige Dinge. Die Menschen sind zu nichtssagenden Rädchen mutiert, die alle auf den Namen «Weisslich» hören. Einzig die Anrede signalisiert die Hierarchie: Zuoberst regiert «Unser Brillanter Pantheonischer Durchlauchtigster .... Sehr Lieber Herr Weisslich». Einer dieser Kellermenschen ist Arthur Schönengel, der den lieben langen Tag nur ansteigende Striche zeichnet, von links unten nach rechts oben. Je kühner die Striche ansteigen, umso mehr Erfolg ist der Firma beschieden. Im Unterschied zu den Kollegen erlaubt sich Schöngengel einen Rest an Eigensinn, indem er seinen richtigen Namen nicht vergisst, und sich am Sonntag frei nimmt. Derlei wird nicht bestraft, denn die Firma ist keine Diktatur, nur eine alltägliche Tretmühle.
«Mein sehr lieber Herr Schönengel» schildert eine vordergründig absurde Welt, worin sich Kafka und Orwell begegnen – im Dienst des Firmenerfolgs. Komischer, boshafter kann das Börsengeschäft kaum dargestellt werden. Marie-Jeanne Urech hat eine wunderbar freche Parabel entwickelt, die sie mit schlichter, präziser Sprache zum Leuchten bringt. Wie Herr Schönengel jedoch anmutige Bäume anstatt gerade Linien zu zeichnen beginnt, bricht das Geschäft zusammen.
(Beat Mazenauer)
Übersetzung des Titels: Le syndrome de la tête qui tombe
Bilgerverlag, Zürich 2009
ISBN: 978-3-03762-007-6