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«Achilles brummt der Kopf. Die gestrige Pressekonferenz war ein Desaster. Zwanzig Minuten nach Ende der Schlacht – all die Mikrofone. Er hatte da noch nicht einmal geduscht war blutverschmiert, verschwitzt und stank, und alle starrten sie ihn an und stellten ihre gottverdammten Fragen.»
Der 1980 geborene Levin Westermann weiss, dass Poesie nie allein für sich steht, sondern das Gespräch mit anderen Dichtungen sucht. „Ich begann zu schreiben, weil ich mit Toten Freundschaft geschlossen habe“, zitiert er im Vorspann die amerikanische Lyrikern Mary Ruefle. Sein zweiter Gedichtband ist eine Auseinandersetzung mit der poetischen Vergangenheit. Nach einer «Expedition» und einer Tschechow gewidmeten «Reise in zehn Teilen» tauchen im Zyklus «plume of smoke» Kassandra und Achilles in einem modernen Setting auf, wobei die sieben Strophen des Gewaltberichts mit Simone Weil-Zitaten überschrieben sind.
Im titelgebenden zweiten Teil protokolliert er, durchsetzt mit Zitaten aus Briefen und Tagebüchern von Marina Zwetajewa (1892-1941), eigene Wege und Gänge zu präzise notierten Uhrzeiten an den See, in den Wald oder durch die menschenleere Stadt. Dabei tritt er mit der russischen Dichterin auf ebenso dunkle wie schillernde Weise ins Zwiegespräch.
In allen vier Teilen, die einleitende „Expedition“ mit eingeschlossen, gelingt es Levin Westermann auf eine radikal moderne innerliche und zugleich sich schonungslos veräusserlichende Weise, starke Stimmungen zu schaffen. Seine poetische Bildsprache, zwischen prosaischen und lyrischen Passagen pendelnd, ist kräftig und düster, sie lässt aber stets auch eine vielleicht sarkastische Ironie anklingen, die den Zug ins Pathetische bricht.
(Beat Mazenauer)
Matthes & Seitz, Berlin 2017
ISBN: 978-3-95757-380-3