Zora del Buono, die Grossmutter, ist eine Wucht von einem Menschen. Mit dem Adel der Selbstgewissheit herrscht sie über ihre Familie, trotzte sie dem Faschismus, glaubte sie an die heilende Kraft des Kommunismus. In Zora del Buonos Roman erhält sie ein kraftvolles literarisches Denkmal, das mit Lust anekdotische Facetten erzählt und dabei den historischen Kontext nicht vergisst. Neben Tito hat darin auch Gramsci einen wichtigen Auftritt. zusammensetzt. Der Autorin und Enkelin ist es dabei hoch anzurechnen, dass sie auch Schatten über die dominante und oft wenig einfühlsame Marschallin legt. Sie bleibt ein Rätsel, das nicht alle Geheimnisse preisgibt. Mit ihrem Mann Pietro wusste ihr einen ebenbürtigen Partner an der Seite, der alle Launen und alle Herrschsucht aushielt und so weit möglich ausbalancierte. So gelingt der Autorin Zora del Buono das faszinierende Porträt einer abenteuerlichen Romantikerin, die ihr leidenschaftliches Temperament mit einer Rigorosität pflegte, die neben sich nichts gelten liess und allem, was ihr selbst ähnlich war, ebenso leidenschaftlich misstraute.
(Beat Mazenauer)
C.H. Beck, München 2020
ISBN: 978-3-406-75482-1
Im Sommer 2013, als Edward Snowdens Enthüllungen über die NSA ans Tageslicht kamen, breitet sich die…