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Roland Früh

Cyber?

About Books Anywhere Über die Emanzipation der E-Books

Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse im März 2015 fand man die Rivalität von E-Books versus gedruckten Büchern wieder in den Medien besprochen. Das Thema wird mit verlässlicher Regelmässigkeit diskutiert, doch die Argumentation dreht sich mit den gleichen Befürchtungen und Prophezeiungen im Kreise. Seit den Ankündigungen von E-Books, oder Cyberbooks, Cybertexten wie sie damals hiessen, von Leuten wie Benjamin Woolley (Die Wirklichkeit der virtuellen Welten, 1994), Stewart Brand (Media Lab, 1990) oder auch Bill Gates (Der Weg nach vorn, 1995) sind kaum 25 Jahre vergangen und doch wirken ihre Prognosen sprachlich und vom utopischen Potential her bereits antiquiert.
Nun erschienen im März einige neue Beiträge die das Thema mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit angehen, mit einem Verständnis der Situation, das sich von kriegerischen Metaphern («Der Bildschirm tötet das Buch», oder schon viel früher Victor Hugo's «Ceci tuera cela» … )  distanziert und hauptsächlich die Vorteile beider Formen, digital und analog, formuliert.
Ein bemerkenswerter Beitrag ist die vom Deutschlandfunk produzierte Radiosendung «Über das Büchermachen in digitalen Zeiten», wo Verleger, Gestalter und Buchwissenschaftler die Ökonomie des Buches und des Verlagswesens diskutieren und die Möglichkeiten der digitalen und gedruckten Formate in solchem Kontext besprechen, was erstaunlich pragmatische Aussagen ermöglicht. Zum anderen kommt mit dem Wissenschaftshistoriker Michael Hagner in der Sendung einer zu Wort, der erst gerade ein viel besprochenes Buch zum Thema veröffentlicht hat. Hagner beschreibt in «Zur Sache des Buches» nicht nur das Buch als Kulturgut, als Lesemittel und Träger von Text, sondern bespricht es immer in sozialen, wissenschaftlichen Kontexten, insbesondere der Ökonomie der Wissenschaft, des Verlagswesens, der Wissens(über)Produktion überhaupt. Eine überraschende Art über die Rolle des Buches zu schreiben – die auch in den Medien positiv aufgenommen wurde (NZZ, Die Zeit, WoZ).
Es ist interessant zu beobachten wie sich diese neue, pragmatischere Rhetorik zum Buch entwickelt. Sie wird womöglich helfen die digitalen und analogen Formate endlich als hauptsächlich ergänzend und nicht primär konkurrenzierend zu verstehen.

An dieser Stelle publizieren wir sporadisch allgemeine Buch-Beobachtungen. Roland Früh pendelt zwischen Zürich, Lausanne und dem Sittertal. Er unterrichtet Designtheorie an der Ecal und leitet die Bibliothek im Sitterwerk. Zuletzt aus New York: Highway Number One

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