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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 8
Bestenlisten und Rankingslügen. Sie sind eine höchst zeitgemässe Form, um Aufmerksamkeit zu erregen und so um Kunden zu buhlen.
Der Germanist Carlos Spoerhase hat nun in einem Aufsatz für das Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft nachgewiesen, dass solche Rang-Listen gar nicht so modern sind. Demnach soll schon 1708 ein Roger de Piles erstmals eine «Balkenwaage der Maler» erstellt habe, mit der Künstler bewertet und rangiert worden sind. 1746 folgte in England eine «Balance of Poets» (durch den Arzt Mark Akenside), die von Homer und Shakespeare angeführt wurde. Auf Deutsch erstellte Christian Friedrich Daniel Schubart 1790 eine «Kritische Skala der vorzüglichsten deutschen Dichter», worin Dichter nach Gesichtspunkten wie Genie, Urtheilsschärfe etc. bewertet wurden und am Ende Friedrich Gottlieb Klopstock obenauf schwang. Das hat freilich nicht verhindert, dass Klopstock («Messias») seither vergessen gegangen ist. Aus jener Epoche kennen wir allenfalls noch Lessing, der in der Kategorie «Genie» jedoch nur 15 Punkte erhielt – gegenüber 19 bei Klopstock. Fehlt es uns heute am Gespür fürs Genie, oder war Schubarts Liste einfach nur genial erschwindelt?
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 7: Bücherträume
Die Tage der deutschsprachigen Literatur stehen vor der Tür.
Jetzt den eigenen Eintrag im A*dS-Lexikon anschauen und kuratieren.
Dominik Müller bespricht Felix Uhlmanns «Der letzte Stand des Irrtums» für Viceversaliteratur.ch.
Diesen Freitag ist es wieder so weit – die Solothurn Literaturtage beginnen.
Tobias Lambrecht bespricht Anna Sterns neuen Roman «blau der wind, schwarz die nacht» auf Viceversaliteratur.ch.