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Daniele Cuffaro

Franco Beltrametti

Trouvaille Der Reiz einer rätselhaften Skizze

«NO ES NADA a take on & for A Gang of four for Jim, Julien and Tom» ist eine Momentaufnahme des Werks von Franco Beltrametti aus dem Jahre 1989, die ihre Form zwischen Mai und November in Cangelasio Costa, Georgetown Island und Rom erhalten hat. Ein herausgerissenes Blatt, dessen Hintergrund marineblau bemalt ist und auf dem mehrere Sprachen auftauchen, Streichungen das ganze Gedicht entlang, Zeichen und eine Widmung des Autors an seine Mentorenfreunde. Worte, Striche und Details, die in einem einzigen Dokument zusammenfliessen, in eine Skizze, die x-te Skizze, in der die ganze Vielseitigkeit Beltramettis zum Vorschein kommt.

Auch in Anbetracht der präzisen Datierung des Dokuments überrascht es, dass es sich nicht um einen Exemplar für eine Museumsausstellung handelt, sondern einen äusserst sorgfältig ausgearbeiteten Entwurf, der in «A Gang of Four» keinen Platz mehr fand. Demgegenüber erscheint sowohl in der Skizze wie auch auf den Seiten der definitiven Veröffentlichung ein grosses «X» – ein Zeichen, das Beltrametti wegen seines metalinguistischen Wertes am Herzen lag–,  das uns daran erinnert, wie sehr die Rätselhaftigkeit der funktionale Dreh- und Angelpunkt des Redens ist. Im Typoskript verflechten sich die verschiedenen grafischen und figurativen Schichtungen und bewirken so eine verfremdende Synergie zwischen Text und Bildern: Präzise Zeichen werden mit lediglich dem Anschein nach unerschütterlichen Punkten auf beinah flüchtige Weise vermischt. Fortwährend wird eine neue Ordnung erschafft, basierend auf heterogenen Elementen, an denen man sich festhalten muss, um zu entdecken, wohin die verschiedenen, vom Autor abgesteckten Wege führen.

Tatsächlich lässt Franco Beltrametti die Seite zu einer Gesamtheit gefilterter Empfindungen werden, sodass der Leser tatkräftig mittun muss, um die verborgene Nachricht zu entziffern. Es gibt viele Lektüre-Schlüssel, die das Dokument aufschliessen, sodass es fast höhnisch erscheinen mag, dass uns bereits in den ersten Versen von «No es nada» ein Passepartout präsentiert wird:

the enigma poetry
occasion of experience
[…]

Ein Beitrag aus der Serie «Einsichten – Aussichten» des Schweizerischen Literaturarchivs SLA, übersetzt von Christoph Roeber. Weitere Archiv-Trouvaillen erscheinen an dieser Stelle künftig regelmässig mit Einverständnis des SLA und der Autoren.

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