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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 39
In seinem Roman «Verlorene Illusionen» – ein Dichter verliert seine Illusionen über den Literaturbetrieb – wird dieser besagte Dichter von einem Prälaten als Sekretär angeheuert. Dabei erzählt er ihm die Geschichte eines Barons Görtz, der sich einst einen hübschen Sekretär nahm. Von Arbeit überhäuft, fing dieser, wie es alle Schreiber tun, an, Papier zu kauen. Zunehmend steigerte er seinen Konsum und begann, sogar «Pergament zu kauen und zu essen». Da passiert das Malheur, unversehens verspeist der Sekretär einen Friedensvertrag zwischen Schweden und Russland. Der Sekretär wird zum Tod verurteilt, doch man lässt ihn nach Kurland fliehen, wo er abermals eine Anstellung findet. Und neuerlich ein Malheur passiert, aus reiner Manie: Wie er die Aufgabe übertragen erhält, eine Bilanz zu erstellen, «bemerkt unser kleiner Papieresser, dass er eine Quittung des Fürsten über eine erkleckliche Summe kaut. Da packt ihn die Angst, er hält just in der Mitte der Signatur inne, begibt sich eiligst zur Herzogin, wirft sich ihr zu Füssen und gesteht ihr seine Manie». Weil er obendrein hübsch von Gestalt war, heiratete ihn die Herzogen später nach dem Tod ihres Gemahls. –– Quelle: Honoré de Balzac, Illusions perdues, 3e partie: Les Souffrances de l’inventeur. 1843
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 38: Über literarischen Geschmack
Die Tage der deutschsprachigen Literatur stehen vor der Tür.
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