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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 42
In seiner «Kunst der Erzählung» erzählt der Literaturwissenschaftler James Wood von einem Projekt in Mexiko. In der Ciudad Nezahualcóyotl, kurz Neza, am Aussenrand der Hauptstadt habe demnach ein Kommunalpräsident entschieden, dass seine Polizisten «bessere Bürger» werden sollten – und deswegen Literatur lesen sollten. Er versprach sich davon einen besseren Wortschatz, eine Erweiterung des Erfahrungshorizonts und schliesslich moralische Unterweisung, denn «wenn du dein Leben zum Schutz von anderer Leute Leben und Eigentum riskierst, brauchst du tiefe Überzeugungen», die durch Literatur gefördert werden können.
Juan Rulfo, Octavio Paz, Carlos Fuentes oder Gabriel Garcia Marquez umfasste die durchaus ambitionierte Leseliste. Für die «anderen Leute» wäre es sehr zu hoffen, dass das Experiment gelingen möge und dabei vor allem die Einsicht reift, dass Polizisten deren Eigentum und nicht das eigene schützen. Allerdings: Wood schrieb das Buch 1965, von einem Erfolg des Neza-Experiments ist bisher nichts Höheres zu vernehmen gewesen.
– – James Wood: Die Kunst des Erzählens. Reinbek 2011, S. 148. (bm)
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 41: Konstantinos Nikolopoulos 2
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