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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 48
Klage über die Lesesucht
«Das Hertz hat ohnedem der Reitzung schon genug,
Wann ich gleich diese nicht erst aus den Büchern such.
Wie wird es, Romanist! im Tode dir gedeyen,
Wann mancher über dich wird Weh und Jammer schreyen,
Und seuffzt und drüber klagt, liegst du schon lang im Grab,
Daß bloß dein Roman den ersten Funcken gab.
Doch ich will zum Beschluß nicht meine Worte brauchen,
Last sehen wie euch doch betrachten Scrivers Augen,
Ihr wißt, welch Mann er war, welch exemplar’scher Christ,
Daß bald an Gottesfurcht nicht seines gleichen ist,
Die Worte lauten so: Dem der solch Ding geschmiedet,
Wär besser in der Welt, er hätt der Säu gehütet,
Verflucht sey dessen Haupt darinn entstund die Brut,
Das ärgerliches Zeug in vieler Hertzen lud,
Verflucht sey diese Hand, die zu Papier es bringet,
Verflucht der Druck der sich mit in die Höhe schwinget,
Der dieserhalben sich Gewinstes wegen irrt,
Verflucht dasselbe Geld, das draus gelöset wird.»
–– Zitiert aus: Johann Friedrich Riederer, Von den Liebes-Romanen. Nürnberg 1718 (bm)
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 47: Trotzdem lesen
Die Tage der deutschsprachigen Literatur stehen vor der Tür.
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