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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 27
«Ich liefere den Gegnern des Lesens – die gibt es, aber sie nennen sich nicht so und geben sich nicht an diesem Thema zu erkennen – ungern Argumente. Trotzdem könnte es ja doch sein, dass der sogenannt mangelnde Realitätsbezug der Leser daher stammt, dass Lesen eine Sucht ist und mit zu den Suchtgefahren gehört. Fragen drängen sich auf, zum Beispiel: Ist die Selbstmordrate unter Lesern höher oder niedriger?
Haben intensive, süchtige Leser eine Neigung zur Faulheit oder zum Fleiss?
Fördert lesen das Bruttosozialprodukt oder gefährdet es das BSP?
Ist eine Gesellschaft, die nichts anderes will als Reichtum und Wachstum, auf Leser angewiesen? Braucht es wirklich Leser? Ich bin an der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen nicht im geringsten interessiert. Leser sind mitunter Leute, die mit Fragen umgehen können, ohne gleich nach der Antwort zu rufen: in Fragen leben, nicht in Antworten. Das mag für eine Mehrheit bereits subversiv sein.»
(Zitiert aus: Peter Bichsel, Der Leser. Das Erzählen, Neuwied 1982, 30f.)
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 26: Wieviel Kalorien verbrauchen wir beim Lesen?
Die Tage der deutschsprachigen Literatur stehen vor der Tür.
Jetzt den eigenen Eintrag im A*dS-Lexikon anschauen und kuratieren.
Dominik Müller bespricht Felix Uhlmanns «Der letzte Stand des Irrtums» für Viceversaliteratur.ch.
Diesen Freitag ist es wieder so weit – die Solothurn Literaturtage beginnen.
Tobias Lambrecht bespricht Anna Sterns neuen Roman «blau der wind, schwarz die nacht» auf Viceversaliteratur.ch.