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Oscar Peer Am 27. Dezember hat der Limmat Verlag bekannt gegeben, dass der rätoromanische Schriftsteller Oscar Peer am 22. Dezember im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Peer kam 1928 im Unterengadiner Dorf Lavin zur Welt. In Chur besuchte er das Lehrerseminar, danach studierte er in Zürich Romanistik. Sein auf Deutsch und Rätoromanisch geschriebenes Werk umfasst Prosa, Lyrik und Dramen. 2003 wurde er dafür mit dem grossen Kulturpreis des Kantons Graubünden ausgezeichnet.
Der Name Oscar Peer verbindet sich unweigerlich mit Erinnerungen an eigentümlich stimmige Lektüren. Dies ist kein Widerspruch, denn Peer verstand es wunderbar, seine Heimat als ein Idyll zu zeichnen, das angekratzt, nicht mehr heil ist. Noch wollen es nicht alle wahrhaben, wie in «Das alte Haus»: Die Konflikte werden unter den Teppich gekehrt. Mag auch der Pfarrer predigen, «Wo es um Geld geht, hört die Nächstenliebe auf», und die Hebamme Lucrezia, die dem halben Tal auf die Welt geholfen hat, warnen: «Zuerst sind sie klein und rührend, als kämen sie vom Himmel, dann wachsen sie auf und werden zu Halunken.»
Nüchtern, genau, mit ausdrücklicher Zurückhaltung erzählt Oscar Peer in «Das alte Haus / La chasa veglia» seine Geschichte von Chasper Fluri, der seinen Vater zu Gabe trägt und das Geld nicht aufbringen kann, um das Elternhaus zu halten, mit nüchterner Präzision und grösster Zurückhaltung seinen Figuren gegenüber. Chasper ist einer dieser beeindruckenden Peerschen Charaktere, die von seinen Lektüren in Erinnerung bleiben. Die Schilderung seines Schicksals ist gezeichnet von einer menschlichen Wärme und existentiellen Tiefe, die vor allem auch daher rührt, dass Peer seinen Protagonisten nie zuviel zumutet, sondern sie reden, denken und empfinden lässt, wie es ihnen entspricht. So bleiben sie ganz bei sich selbst, echt und glaubhaft.
Dies gilt auch für Eva, der fremden Besucherin, die ein ganzes Dorf auf den Kopf stellt. Dieses Jahr ist «Eva und Anton» in einer vom Autor revidierten zweisprachigen Fassung (Deutsch / Vallader) erschienen. Eines Tages taucht Eva unvermittelt aus dem Nirgendwo in Falun auf, einem verschupften Dorf in einer gebirgigen Gegend, das unter der strengen Regentschaft von Pfarrer Anton Perl zwar arm, aber rechtschaffen geblieben ist. Hier will Eva bleiben, deshalb bittet sie den Wirt der Sonne um eine Anstellung. Umgehend bringt sie den maroden Betrieb neu in Schwung. Und mit einem Mal belebt sich das ganze Dorf. Die Menschen sitzen wieder zusammen und lassen sich von Eva bedienen. Nur der Pfarrer missbilligt das neue Tun. Jahrelang hat er den Menschen jegliche Lustbarkeit ausgetrieben, dabei soll es bleiben. Doch Eva stellt sich dem Kampf mit seiner rigiden Moral.
Oscar Peer schildert ihn mit subtilem Gespür für die beiden Kontrahenten. Er erweist sich dabei als bewundernswerter, den Menschen zugewandter Erzähler, der jederzeit um Klarheit bemüht ist. Vor allem Eva entzückt mit ihrer Natürlichkeit und ihrem Mut, doch auch Anton widerfährt durch die Feder Peers Gerechtigkeit. Als er durchsetzt, dass Eva eine Zeit lang bei ihm wohnen soll, nimmt das Unheil auch für ihn seinen Lauf. Der Autor hält dabei subtil eine Balance zwischen Ironie und tieferem Ernst. Es ist spürbar, dass er seine Figuren mag und deshalb kein Interesse hegt, seine eigenen Geschöpfe zu verraten.
Wie die Geschichte ausgeht, sei hier nicht verraten. Ob gut, oder übel, die Menschen bleiben, wie sie sind. Dafür bürgt dieser zärtliche Erzähler, der uns ein ebenso schlichtes wie berückendes Werk hinterlässt.
Auf Deutsch sind seine Werke im Limmatverlag erschienen, die rätoromanischen Bücher können über die Libraria online der Lia Rumantscha bestellt werden. In der NZZ würdigt Roman Bucheli Oscar Peer und sein Werk.
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