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Trouvaille Dichtung entsteht «von sich aus, aus sich heraus, natürlich»
In dieser teilweise noch unveröffentlichten Anthologie ist die Zeit der Dichtung «die des Sommers oder des Jahres oder des Lebens in seiner Fülle» und es bestätigt sich, wie sehr der Dichter seine Aufmerksamkeit auf die Metrik, die Zahlen und den Rhythmus, alles jeweils bezogen auf eine existentielle Rede, legt.
«Neunundneunzig Dichtungen – oder Strophen eines Gedichts –, jede aus neun Neunsilbern: das war die Herausforderung, die ich mir selbst gestellt und schliesslich bestanden habe». Remo Fasani überrascht damit, wie er das Wesentliche aus dem Alltag, zuweilen auch in unbestimmter, aber entschiedener Weise einfängt. «Der reine Blick auf die Dinge», um es mit dem Titel der zweisprachigen, von Christoph Ferber herausgegebenen Ausgabe zu sagen, in die die meisten der «Neunsilber» übernommen und ins Deutsche übersetzt wurden.
1.
Che fare? Come dare un senso
al poco tempo che mi resta
da vivere, da essere vivo?
Comporre versi è forse cosa
ancora da tentare, intatta?
Sì, come un'ultima avventura
che mi porti non vedo dove
e sia, insieme, un testamento
e con il numero del nove.
2.
Stupita estate, la presente.
Dopo un assalto intempestivo
di canicola, ha fatto freddo,
quassù perfino è nevicato.
Ora si libra a poco a poco
la bilancia del tempo, e sosta,
alfine immobile, al suo zenit.
Ora la poesia può farsi
da sé, per sé, naturalmente.
3.
Quale sarà il suo primo tema,
quello che erompe dall'attesa
e ne porta il tremore occulto?
È uno solo, è questo istante
di grazia, in cui decade il limite
tra me e me, tra me e il mondo
e tra il silenzio e la parola.
In cui respira, nell'aperta
stanza del cuore, l'infinito.
1.
Was nun? Wie der wenigen Zeit,
die fürs Leben noch bleibt, um
lebendig zu sein, einen Sinn
geben? Ist Verse schreiben vielleicht
noch erstrebenswert, neu?
Ja, als Abenteuer, als letztes,
das mich weiter (wohin nur?) führe
und, zusammen, Vermächtnis sei
mit der Ziffer der Neun.
2.
Bewegter Sommer, in diesem Jahr.
Nach einem Ansturm, zur Unzeit,
von Hundstagen, war's wieder kalt,
geschneit hat es sogar, hier oben.
Nun hält, aber langsam, langsam,
die Waage der Zeit wieder an
und verharrt in der Schwebe.
Nun kann die Dichtung sich lösen,
aus sich, für sich, ganz natürlich.
Ein Beitrag aus der Serie «Einsichten – Aussichten» des Schweizerischen Literaturarchivs SLA, übersetzt von Christoph Roeber; das Gedicht in der Übersetzung von Christoph Ferber ist dem Band «Der reine Blick auf die Dinge» (dt.-ital., Limmat Verlag, Zürich 2006) entnommen; sie stützt sich dabei auf eine von Fasani 20003/04 überarbeitete Variante, die in Strophe 2 leicht vom ursprünglichen italienischen Manuskript abweicht. Weitere Archiv-Trouvaillen erscheinen an dieser Stelle künftig regelmässig mit Einverständnis des SLA und der Autoren. Zuletzt: Du fonds Henry-Louis Mermod (in italienisch o französisch)
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