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Mitteilung 2021-03-11 [Samuel Schnydrig «Klaus - Leben vor dem Steinschlag»]

Betrifft: Samuel Schnydrig über seinen Roman «Klaus - Leben vor dem Steinschlag» - und über Stones oder Beatles.

In deiner Mail hast du geschrieben, dass du in den Bergen «rumtüftelst». Was meinst du damit?
Wir haben uns zu dritt mit Gitarren, Mikrofon und genügend Lebensmittel in einer Berghütte verschanzt, um Aufnahmen für unser neues Album zu machen. Das Haus im Simplon-Gebiet, ein bisschen fernab von allem. Was gibt es Schöneres als Schnee, Feuer machen und viel Hall? 

«Musikalischer Generationenroman» wird dein Roman im Prospekt genannt. Zu welcher Generation zählst du dich? (Mehrfachnennungen möglich).
Wenn man es am Geburtsjahr festmacht, bin ich ein Kind der Achtziger. Wenn man es an der popkulturellen Prägung festmacht, ein Kind der Neunziger. Irgendwo zwischen Generation X und Generation Y ist die Wahrheit in einer Alcopopflasche begraben.

Sind die ganzen Generationenbegriffe mehr als Phrasen von Schöngeistern, die sich Zeit kaufen wollen, um komplizierte Statistiken zu verstehen?
Eine gute Frage. Ich weiss es nicht, bin selbst nicht sehr vertraut mit diesen Begriffen und denke auch nicht in Generationen. Wenn es die Generationen denn so ganz verallgemeinert gibt, dann hat wohl jede viel zu geben, einiges zu stemmen und viele Fragen an sich und alle anderen. 

Mark Twain hat gesagt: «Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdrehen kann». Wie viel Tatsachen und Tagebuch stecken in «Klaus»?
Die Tagebücher aus den Neunzigern waren aufschlussreich. Ich habe sie aber relativ schnell wieder weggelegt. Der Rahmen ist inspiriert von der erlebten Zeit um die Jahrtausendwende, vom Ort, in dem wir aufgewachsen sind, von der Musik, die wir gehört haben. Der ganze Rest ist wohl Fiktion.

Der zeitliche Rahmen deines Buchs geht von 1998 bis 2014 – in jedem der 17 Kapitel beschreibst du je eine Episode aus dem entsprechenden Jahr. Was war für dich beim Schreiben der Reiz dieser Anlage?
Viele Ideen kamen auf einer Asienreise mit einem guten Freund. Beide hatten wir die dreissig überschritten, den Job gekündigt und viele Fragezeichen im Kopf. Wir haben tagelang darüber gesprochen, wie wir zu denjenigen wurden, die wir sind und wie es wohl weitergeht. Mir hat die Idee gefallen, die Entwicklung eines jungen Menschen mit vielen Unsicherheiten über eine längere Dauer aufzuzeigen. Um alles zu ordnen, habe ich in Jahren und Episoden gedacht und gekritzelt. Alles Weitere hat sich beim Schreiben ergeben. 

Im «Merci» deines Buchs schreibst du: «Hat ganz schön lange gedauert mit Klaus.» Wie lange hat das Schreiben gedauert? 
Das Schreiben dauerte vielleicht drei Jahre, wobei ich in sehr unterschiedlichen Abständen zum Schreiben gekommen bin, neben Arbeit, Musik und Leben. Zwischendurch hat Klaus monatelang gepennt. Ich bin kein Marathonschreiber. Und nach dem Schreiben wurde erstmal gestrichen.

Das Buch hat den Untertitel: «Leben vor dem Steinschlag». Ohne zu viel zu verraten: Was hat es mit der Metapher des Steinschlags auf sich?
Ich war mit meinem Cousin Mittagessen und habe ihm von einem Traum erzählt, bei dem ich in einen Steinschlag geraten bin. Dann fragte er, was mit dem Buch sei und meinte, ich solle es «Leben vor dem Steinschlag» nennen, ohne irgendetwas vom Inhalt zu wissen. Damit sind wir zurück bei den Tatsachen. Und trotzdem wurde rein gar nichts verraten. Steinschlag steht in der Traumdeutung für Zukunftsangst. Glaube ich.

Das Buch wird herrlich illustriert von der Künstlerin Paula Troxler. Wie kamen ihre Kunstwerke zu deinem Buch?
Vor über zehn Jahren war ich im Verlag Walde+Graf tätig, für den Paula mehrere Bücher illustriert und gestaltet hat. Noch bevor ich überhaupt eine konkrete Buchidee hatte, fragte ich sie, ob sie allenfalls Illustrationen beisteuern würde. Ich bewundere ihre Kunst und finde in ihren Zeichnungen immer wieder neue Ideen und spannende Gedanken, das ist grossartig.

Du schreibst: «‹Das hier ist die einzige Musik, die ich vor, während und nach dem Sex hören kann.›» – Hosen runter! Welche ist es bei dir?
Mir fällt gerade auf: Ich höre eigentlich immer Musik, aber nicht im Bett. Ich habe sowieso keine fixen Hörpläne, ausser am Donnerstagnachmittag, da ist es in der Regel Punk. Und wenn ich gar nichts mehr hören mag: Beatles oder Roxette. Maries Stimme hilft immer.

Ärzte oder Hosen?
Hosen. Ein paar magische Nächte erlebt. 

Iggy Pop oder David Bowie?
Bowie. Ein Universum, das ich aber erst noch entdecke.

Stones oder Beatles?
Beatles, oder wie Böni sagen würde: die musikalische Ursuppe schlechthin. Immer wieder faszinierend. Aber die Stones holen auf.

John oder Yoko?
Die gehören zusammen. Ich bin George-Harrison-Fan. «While My Guitar Gently Weeps” – was für ein Song.

Roger Waters oder David Gilmour?
Gilmour. Bestes Gitarrensolo überhaupt plus eine unfassbar beruhigende Stimme!

Nirvana oder Pearl Jam?
Nirvana. Alles davon. Bei Pearl Jam mag ich vor allem die etwas ruhigeren Sachen. Würde gerne mal einen Tag mit Eddies Stimme singen.

Kim Gordon oder Beth Gibbons?
Ich mag Sonic Youth. Portishead aber noch ein bisschen mehr. Die «Roseland NYC Live» haben wir uns 1998 zu dritt gekauft. Definitiv keine gute Idee, gerade bei dem Album zu sparen. Beth Gibbons’ Album «Out of Season» ist grandios.

Tom Waits oder Nick Cave?
Nick Cave. Mit Warren Ellis. 

Züri West oder Patent Ochsner?
Beide super. Bin fasziniert vom Sound von Züri West und dem Erzählton von Kuno Lauener, von den Melodien und Bildern von Patent Ochsner. «Und sie seit jedem wo’s wott ghöre: D’Sunne geit im Weschten uuf».

Rio Reiser oder Hannes Wader?
Muss gestehen, dass ich beide nicht sehr gut kenne. Im Zweifelsfall Rio. «Halt dich an deiner Liebe fest».

Biermann oder Flachmann?
Bier und Wein, den Rest weniger. Aber ein Roxette-Flachmann von meinem Schwager steht am Fenster. Ehrenplatz!

Wenn du nur eine einzige Platte mitnehmen darfst auf eine abgelegene Insel. Welche nimmst du mit? 
Fast nicht zu beantworten. Wenn ich dort länger bleiben soll, wäre die Kopfantwort sicher Beatles. Wobei, Inselabend mit «Shine On You Crazy Diamond» wäre auch nicht verkehrt. OK, Quatsch, Bauch sagt auch: Beatles. Am Ende vielleicht sogar «Abbey Road».

Gleiche Frage, mit Buch?
Willy Vlautin – «Northline». Ohne dieses Buch wäre einiges anders gelaufen. Und wohl nicht unbedingt besser. Aber dafür kann das Buch eigentlich nichts. Trotzdem: sehr schön. Und sehr traurig. 

Welche Musik hast du gehört beim Schreiben?
Alles Mögliche. Eher ruhige Sachen. Und am Donnerstagnachmittag Punk.

Welche Musik empfiehlst du bei der Lektüre deines Buchs?
Vielleicht ein paar Jahrtausendwendealben. Weil, eigentlich bieten sich zum Lesen schon ganze Alben an. Beastie Boys – «Hello Nasty», Portishead – «Roseland NYC Live», Eels – «Daisies Of The Galaxy», Radiohead – «Ok Computer», so Zeugs. Und halt Beatles. Aber die empfehle ich auch zum Messerschleifen.

Viktor, der väterliche Freund von Klaus, freut sich an den Kleinigkeiten des Lebens: «über den Geschmack von frischer Butter, das Nicht-Geräusch, wenn es zum ersten Mal schneit, die Klarheit der Luft an einem kühlen Sommermorgen.» In solchen Momenten «wisse er, er sei glücklich.» – In welchen Augenblicken weisst du es?
Da bin ich auf jeden Fall bei Viktor. Glück spüre ich auch eher im Kleinen. Oft hat es bei mir etwas mit Ruhe zu tun. Oder mit Essen. Also eher Zeitung lesen mit Nina Simone auf den Ohren und einem Stück Käse als Kollektivfallschirmspringen mit Koffern voller Geld. 

Helfen Literatur und Kunst, den Verstand nicht zu verlieren?
Ich weiss nicht. Das ist wohl wie mit den Generationen, geht so oder so rum. Manchen hilft die Kunst auch relativ gut, den Verstand zu verlieren. 

Basters, der beste Kumpel von Klaus, fragt: «Wann ist Kunst konsequent?» – Leider vergisst er die Antwort. Weisst du sie?
Nein. Konsequent ist es, «kreativ» das zu machen, was man wirklich will. Ob das dann Kunst ist, ist eine andere Frage. 

Basters baut auf dem Bundesplatz eine etwas provokante Installation auf. Nach wenigen Tagen Murren und Pfurren baut die Stadtverwaltung das vom Kunstkredit unterstützte Kunstwerk wieder ab. Hand aufs Herz: kann Kunst überhaupt noch so provozieren, dass sogar der Kunstkredit rot anläuft? 
Auf jeden Fall. Basters wollte eigentlich nicht bloss provozieren. Er wollte den Leuten etwas aufzeigen. Aber sie haben ihn nicht verstanden. Kein Wunder, Basters versteht sich meistens nicht mal selbst.

Hier geht's zu Samuels Buch beim Zytglogge-Verlag.

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