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Beat Sterchi

Sommerzeit ist Reisezeit

Himmel So grenzenlos unbedenklich

Habe wiederum das Glück und das Privileg, einen Teil des Sommers in den Spanischen Bergen verbringen zu dürfen. Eine hier immer ganz besondere Erfahrung ist, dass ich den Himmel wahrnehme.

In diesem kleinen Dorf in der Sierra von Castellón ist mir das Himmelsgewölbe gerade auch nachts mit seiner ganzen Pracht nah und gegenwärtig. Keine Angst, es wird trotzdem wie immer in diesem Blog um Sprache gehen, nämlich um ein Wort. Um das Wort "reisen".

Der Himmel ist für viele bekanntlich das Unfassbarste, was man kennt: So grenzenlos unbeschreiblich, dass schon der kleinste Versuch, es zu tun, zur Peinlichkeit missrät. Eigentlich einfach der wuchtige Wahnsinn an Erhabenheit und Glitter und Glanz. Ein Trip! Die Sternschnuppen! Der grosse Wagen, all die Konstellationen, die man so kennt! Und dann diese Milchstrasse! Ja, die Milchstrasse! Was will man sagen zu dieser Milchstrasse!

Rot blinkende Sternschnuppen
Zu bemerken ist allerdings, waren es vor gar noch nicht so vielen Jahren nur einzelne Flugzeuge, die am Nachthimmel hier auftauchten, blinkt es heute, sobald man ein bisschen genauer hinschaut, ununterbrochen in alle Richtungen. Noch gibt es auch Sternschnuppen, aber diese blinken nicht rot. Was da aber alles blinkt, gleich da und hier und dort und jetzt dahinter, dort und wieder hier und auch wieder da und jetzt von dort drüben und dann hier unten, aber auch von hier und von ganz hinten und da! Und dort! Und gleichzeitig wieder von oben! Jetzt auch wieder da! Und dort! Ein Riesenverkehr! Ein Riesen-Hin-und-Her! Tagsüber hört man ab und zu in der Ferne ein leises Dröhnen, man sieht Kondensstreifen, einmal, ich erinnere mich, donnerten sogar Kampfjets übungshalber durch diese abgelegene Gegend. Aber nachts, wenn man wegen der blinkenden Positionslichter alle sieht, wimmelt es am Himmel von Flugzeugen, dass man schlicht ins Staunen kommt.

Keine Angst vor dem Fliegen
Natürlich hat diese Intensivierung des Flugverkehrs Ursachen und Konsequenzen, da besteht kein Zweifel. Wirklich absurd finde ich aber, dass viele dieser Passagiere, die hier über mir durch die Nacht rasen, meinen, sie würden reisen. Könnte man sie fragen - es müssen zu jedem Zeitpunkt Zehntausende sein -, was sie da oben auf knappstem Raum mit ihren Spielzeugen auf den Knien in enge Sitzreihen gezwängt, tun, würden viele antworten, sie machten einen Reise. Eine Reise? Ist das dort oben, was einer macht, wenn er eine Reise tut? Nein, die Zugfahrt an den Flughafen, das mag noch eine Reise gewesen sein. Der Rest ist fliegen, das heisst sich wie ein Geschoss katapultieren lassen durch die Nacht!

Ein Blog-Beitrag von «Bern ist überall» im Journal B. Zuletzt: Je suis le loup de Zürich von Antoine Jaccoud.

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