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Himmel Grenzenlos bedenklich
Wer fliegt, der lässt sich wie eine Geschosskugel durch die Luft katapultieren, schreibt Beat Sterchi in seinem letzten Beitrag, und das hat, wie er richtig bemerkt, mit Reisen nichts mehr zu tun.
Im Flugzeug sitzt man die paar Stunden ab, die es heute noch braucht, bis sich eine riesige geografische Distanz auf den Wert Null reduziert hat.
Früher hatte die Überwindung dieser Distanz eine wochen- oder monatelange Reise bedeutet, ein Abenteuer prall gefüllt mit schönen und auch weniger schönen Erlebnissen. Man hatte sich Landschaften ausgesetzt und dem Wetter, man war zahllosen Menschen begegnet, war froh um Gastfreundschaft und Herzlichkeit und musste sich manchmal auch in Acht nehmen.
Bei Flugreisen fällt das alles weg, sie sind ein einziger grosser Abstraktionsvorgang. Man kennt den Flughafen, in dem man ins Flugzeug einsteigt, man weiss, in welchem Flughafen man wieder aussteigt und dazwischen ist nichts als diese immer gleiche verhockte Zeit.
Wie viele der Reisenden, die letzte Woche in Amsterdam ins Flugzeug stiegen, wussten, dass ihr Weg nach Kuala-Lumpur jenen Teil der Ukraine kreuzt, in dem ein Bürgerkrieg tobt? Dass ihr Flugzeug von diesem Bürgerkrieg nur durch elf Kilometer Luft getrennt sein würde? Und warum hätten sie das wissen müssen? Warum hätten sie sich kundig machen sollen über die Art und Anzahl der Steppen und Slums, Urwälder und Diktaturen, die zwischen Holland und Malaysia liegen?
Die Wirklichkeit dessen, was überflogen wird, hat sich auf elf Kilometern Flughöhe zu nichts aufgelöst, das war bisher eine Tatsache. Passagierjets überflogen routinemässig Krisen- und Kriegsgebiete, es gab keinen Grund, die paar hundert Franken auszugeben, die der Weg um Länder wie Irak oder Afghanistan herum an Flugbenzin gekostet hätte. Für die Flugreisenden hatte, was sich unter ihnen abspielt, und war es auch noch so schrecklich, weniger Bedeutung als die Zeitungslektüre, es drang nicht einmal in ihr Bewusstsein.
Flugzeugabstürze machen uns, die wir alle in Flugzeuge steigen, betroffen.
Hier aber kommt der Schock der Lehre hinzu, dass der Abstraktionsvorgang, den eine Flugreise bedeutet, an den wir uns gewöhnt haben, über den wir manchmal klagen, dem wir aber auch vertrauen, misslingen kann. Es kann passieren, dass die Auflösung von ganzen Kontinenten in verdämmerte Zeit gewaltsam unterbrochen wird und die geometrischen Formen der überflogenen Gebiete sich zu einer blutigen Wirklichkeit konkretisieren, die ohne Vorwarnung in die Flugzeugkapsel einschlägt.
Ein Blog-Beitrag von «Bern ist überall» im Journal B. Zuletzt: Ferienzeit ist Reisezeit von Beat Sterchi.
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