Da gibt es den Jüngling, der vom Weltfrieden träumt und zum Bombenbauer wird: Felix Bloch hilft in den USA beim Bau der Atombombe. Er hat in Leipzig, bei Werner Heisenberg, Atomphysik studiert und flieht 1933 in die Vereinigten Staaten. In Los Alamos wird er später Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe unterstützen, 1952 den Nobelpreis für Physik entgegen nehmen.
Da gibt es ein Mädchen, das unbedingt Sängerin werden will und irgendwann realisiert, dass das Talent für eine grosse Karriere ganz einfach nicht ausreicht: Laura d’Oriano gerät ins Räderwerk der Geschichte und endet als alliierte Spionin in Italien. Sie steht im Kontakt mit der französischen Résistance und hat nicht bemerkt, dass Mussolinis Geheimdienstleute sie seit ihrer Einreise in Italien beschattet haben. Sie ist die einzige Frau, welche das faschistische Italien während des Zweiten Weltkriegs hingerichtet hat.
Und es gibt den Kunststudenten, der nach Troja aufbricht: Emile Gilliéron reist mit dem berühmten Forscher Heinrich Schliemann an die legendäre Ausgrabungsstätte, er zeichnet, er restauriert, er fertigt auch Reproduktionen an, die ihm sehr viel Geld einbringen – und wird irgendwann wie nebenbei zu einem der größten Kunstfälscher aller Zeiten.
Nur einmal können die drei so unterschiedlichen Menschen einander begegnet sein: im November 1924 am Hauptbahnhof Zürich. Felix Bloch wohnte hier, die beiden anderen waren auf der Durchfahrt. Doch die Wege der drei bleiben auf eigentümliche Weise miteinander verbunden.
Alex Capus hat die Lebensläufe seiner Helden sehr genau recherchiert, und er erzählt sie leicht und elegant – durchsetzt mit vielen Informationen aus der zeitgenössischen Welt der drei Figuren. Selbst eine kleine, leicht verständliche Einführung in die Atomphysik vor dem Zweiten Weltkrieg kann man hier lesen.
(Martin Zingg)
Zur Übersetzung empfohlen von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, www.12swissbooks.ch
Übersetzung des Titels: The Forger, the Spy and the Bomb-Maker
Hanser Verlag, München 2013
ISBN: 978-3-446-24327-9