Der Roman basiert auf eigenen Erfahrungen, Emmy Hennings war in jungen Jahren kein Kind von Traurigkeit. Hennings ergründet darin ihre heftigen Gefühle, die ihrer Sprache etwas Stockendes und zugleich Atemloses verleihen. Zum anderen bezeugt sie das Schicksal anderer Frauen, um an ihrem Beispiel messerscharf präzise die patriarchalen Machtverhältnisse zu beobachten.
„Gefängnis“ ist ein trauriger, zugleich vitaler Text, der das erlebte Elend mit berührender Menschlichkeit und Echtheit bezeugt. Darum allein geht es, auf schöne, ausgewogene Formulierungen achtet Hennings nicht besonders. Ihre Erzählerin selbst empfindet schreckliche Not hinter Gittern, zugleich spürt sie eine tiefe Verbundenheit mit ihren Zellengenossinnen. Solange sie dies empfindet, lebt sie noch.
(Beat Mazenauer)
Wallstein Verlag, Göttingen 2016
ISBN: 978-3-8353-1834-2