Als 1993 Peter Webers «Wettermacher» erschien, hielt die Buchwelt den Atem an. Ein prüfendes Wiederlesen nach zwölf Jahren zeigt: Für einmal lag die Mehrheit richtig.
August Abraham Abderhalden, der Held dieses unverschämt stilsicheren Erstlings, hat einen Platz in der Ruhmeshalle der Romanfiguren verdient. Selbstsuche und Welterklärung vereinend, läßt er als sprachlicher Verwandlungskünstler die Wortquellen sprudeln, daß den Felswänden Ohren wachsen. Fintenreich orchestriert, verlaufen seine schalkhaften Deutungsspuren hin und her zwischen Stadt und Land, hinweg über die Untiefen der 80er Jahre. Was redensartlich für das Wetter gilt, tut hier die Sprache selbst: Sie "macht, was sie will". Wer ihrem lustvollen Treiben die Zügel führt, ist ein Autor von überbordender Phantasie. In weiten Bögen, von den Etruskern bis in die "amerikanische Schweiz" der Hallenbäder und Tankstellen, zwischen Asphalt und Molasse erklärt er die Welt nochmals neu, und er tut es mit so ausgefuchstem Schelmentum, daß wir schon nach wenigen Seiten bereit wären, auf dem Rücken seiner Erzählkunst ans Ende der Welt oder, lieber noch, ins hinterste Tockenburg zu reiten. (Michel Mettler)
Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993
ISBN: 3-518-40569-1