Leo Tuor ist ein passionierter Leser des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein. Tuor ist auch als Philosoph unterwegs, wenn er auf die Jagd geht, und ein Werk von Wittgenstein hat er immer im Gepäck, den legendären « Tractatus Logico-Philosophicus». Denn auch der Jäger begegnet Dingen, die der Erkenntnis nicht ohne weiteres zugänglich und darum schwer in Worte zu fassen sind. Und gerade das Warten stiftet manche Erkenntnis, die anders nicht zu gewinnen ist. Die Jagd ist ein guter Weg zur Menschenkenntnis, erfährt man bei Tuor. Und der Jäger muss auch ein Erzähler sein. «Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen», heisst es bei Wittgenstein. Auch den Steinbock könnten wir nicht verstehen, wenn er sprechen könnte, schreibt Leo Tuor. Aber er gibt in seinem Essay eine Vorstellung davon, wie es dem Jäger zumute ist, wenn er sich dem König der Alpen nähert, dem Steinbock.
(Martin Zingg)
Zur Übersetzung empfohlen von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung: www.12swissbooks.ch
Übersetzung des Titels: Catscha sin Capricornen Cavrein
Limmat Verlag, Zürich 2013
ISBN: 978-3-85791-732-5
Lustig ist das Leben auf der Alp. Das war einmal, vielleicht. Etwas anderes erzählt Leo Tuor, der se…